HFG Mühlacker

Höhlenforschung - Karstforschung - Naturschutz

Wir können ihnen eine ganze Menge über die Schmetterlinge erzählen, die "Triphosa Populationen" und wie sie aus hunderten und tausenden von Spalten und Höhlen auf den Hochflächen des Nationalparks eine Handvoll heraussuchen, sich dort zu Hunderten treffen, richtige Schmetterlingshöhlen daraus machen, sich fortpflanzen und die nächste Generation im nächsten Jahr genau die gleichen Höhlen wieder aufsucht, ohne jemals vorher dort gewesen zu sein, als bayrische "Monarchen" sozusagen.

Monitoring von Höhlenschmetterlingen (Triphosa spec.).

Neue Ergebnisse des vom Verband der dt. Höhlen- und Karstforscher unterstützten Triphosa-Projektes der HFGM im Gamsbemmerllabyrinth, Nationalpark Berchtesgaden.

Forschungssaison 2003

©B.Menne 2003

Bildlegende:

Oben: Winterliche Verhältnisse bestimmen die Monitoring-Tour im Mai 2003.

Rechts: Prächtig vereister Hauptgang des Gamsbemmerllabyrinths, hier nach der "Ersten Umgehung".

©B.Menne 2003

Während der August-Forschungswoche 2003 fanden drei Aufnahmen der Triphosa-Population statt. Die höchste Individuenzahl lag bei 102 Tieren, davon drei T.sabaudiata.

Vom 3. bis 5. Mai fand eine kurze Monitoringtour ins Gamsbemmerllabyrinth statt. Vorrangiges Ziel war es den von Oliver Schmid modifizierten Datenlogger auszulesen und nähere Informationen zum Ausflugstermin der Höhlenschmetterlinge zu sammeln. Ferner war eine Weitervermessung des Neulands in der Moosscheibenhöhle geplant.

Aufgrund der Schneelage wurde letzterer Programmpunkt kurzfristig fallengelassen. Selbst auf der Wiese der Wasseralm lag am 3.5. noch eine fast geschlossene Schneedecke von 20 bis 50 cm Höhe. Bei winterlichen Verhältnissen erreichten wir am 4.5. bei bestem Wetter das Gamsbemmerllabyrinth. Dies ist die kalendarisch bislang früheste Befahrung der Höhle. Es wurde sommerliche Wetterführung (Luftzug auswärts) festgestellt. Die Höhle war grandios vereist, jedoch war sehr wenig Firnschnee im Eingangstunnel vorhanden. Lediglich zwei tote Triphosa dubitata Individuen wurden gefunden.

Auch die bei den Juni-Monitorings immer präsenten Scheufliegen waren nicht in der Höhle zu finden. Diese scheinen die Höhle somit erst Ende Mai, Anfang Juni aufzusuchen.

Erfreulicherweise hat der umgebaute Datenlogger durchgehalten und es steht nun erstmals eine lückenlose Datenreihe von Oktober bis Mai zur Verfügung. Aus den bereits vorhandenen Datenreihen der Vorjahre lässt sich untenstehende Grafik zusammenstellen.

Es stellte sich nun die Frage, ob die Höhlenschmetterlinge das Gamsbemmerllabyrinth vielleicht schon im Herbst verlassen, um talnahe, wärmere Überwinterungsplätze aufzusuchen. Dazu wurde dieses Jahr eine Monitoringtour Anfang bis Mitte November 2003 geplant.

Beim Wintermonitoring am 15.11.2003 wurden dann 52 lebende Triphosa Individuen angetroffen, davon zwei Exemplare T.sabaudiata, der Rest T.dubitata. Weiter wurden fünf tote Tiere gefunden, die erkennbar frisch gestorben waren. Auch die Scheufliegen waren zahlreich in der Höhle anzutreffen.

Forschungssaison 2002

Seit Beginn des Monitorings in der Mitte der 1980er Jahre konnten wir eine ständig wachsende Gesamtpopulation an Höhlenschmetterlingen feststellen. Im Juni wurden noch niemals Schmetterlinge in der Höhle gesichtet. Der Einflug der Tiere findet etwa Mitte Juli statt. Die Zuwanderung hält bis in den August hinein an. Wurden in den 1980er Jahren zwischen 10 und 25 Tiere gezählt, so beobachteten wir im August der letzten Jahre jeweils folgende Populationsstärken:

 1999: 37 Triphosa dubitata

 2000: 89 Triphosa dubitata, 2 Triphosa sabaudiata

 2002: 125 Triphosa dubitata, 3 Triphosa sabaudiata

Die Zählung 2001 erfasste die Einflugphase der Tiere und ist daher hier nicht widergegeben

Auch in anderen durch Triphosa spec. besiedelten Höhlen lässt sich dieser Trend feststellen. Im Enttäuschungsloch wurden bislang jeweils ein bis drei Individuen nachgewiesen. Bei der Kontrollbefahrung 2002 konnten wir 9 Triphosa dubitata finden.

Erstmals wurde während der Forschungen des Jahres 2002 auch Scoliopterix libatrix im Gamsbemmerllabyrinth beobachtet.

Wichtige Ergebnisse des Monitorings sind:

Triphosa dubitata sucht die Höhlen in der alpinen Höhenstufe des Wildpalfens, Nationalpark Berchtesgaden, sowohl zur Überwinterung, als auch zur Fortpflanzung auf. Die Beobachtung von Kopulationen sind kein Zufallsbefund.

Die Tiere sitzen in charakteristischer Weise an der Höhlenwand, was mit ihrer Orientierung in lichtloser Umgebung zu tun hat.

In der näheren Umgebung des Gamsbemmerllabyrinths gibt es etwa 60 Höhleneingänge, die alle potentiell als Schmetterlingsquartier in Frage kämen. Überall gibt es trockene, überhängende Wandpartien, an denen die Tiere sitzen könnten. Tatsächlich sind jedoch nur in fünf Höhlen Schmetterlinge zu finden. Man kann bei näherer Analyse gemeinsame Charakteristika dieser bevorzugten Höhlen herausarbeiten. Diese lauten wie folgt:

 Der Höhleneingang muss eine vertikale Ebene aufweisen, die ihn deutlich gegen den umliegenden Fels kontrastiert. Reine Schachteingänge werden nicht aufgesucht.

 Der Höhleneingang muss zumindest einen schwachen Luftzug aufweisen, vorzugsweise mit Bewegungsrichtung auswärts während des Sommers.

 Zusätzlich darf die Temperatur im Siedlungsbereich keine Tageszeitperiodik haben.

Es ist somit möglich von der Existenz regelrechter "Schmetterlingshöhlen" zu sprechen, was diesen einen besonderen Schutzstatus in der alpinen Zone zuweist.

Teilergebnisse des Monitorings sind in folgenden Aufsätzen publiziert worden:

JACOBI, K. und MENNE, B. 1990: Beobachtungen zur Fortpflanzungsbiologie von Triphosa dubitata L. (Kreuzdornspanner); Die Höhle 41(2): 42-45. Wien

MENNE, B. und JACOBI, K. 1991: Zur Fortpflanzungsbiologie des troglophilen Kreuzdornspanners Triphosa dubitata L. (Lepidoptera, Geometridae); Carolinea 49: 129-130. Karlsruhe

MENNE, B. & MENNE, S. 1999: Monitoring von Triphosa spec. in Höhlen des Hagengebirges (Nationalpark Berchtesgaden, Deutschland). Die Höhle 50(2): 71-77; Wien

MENNE, B. 2001: Biospeleologie - Das Triphosa-Projekt. in: Eisgrabenforschung der HFG Mühlacker 1999/2000. Forschungsbericht 61 S., Mühlacker/Selters

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updated: 01.12.03